BSO-Praktikum trifft Erasmus+!

04.11.2025. Immer mehr Schülerinnen und Schüler nutzen die Möglichkeit, erste berufliche Erfahrungen nicht nur in Deutschland, sondern auch im europäischen Ausland zu sammeln. Zwei Schülerinnen aus unserer Oberstufe haben in den Herbstferien ihr BSO-Praktikum in Europa absolviert – und damit nicht nur neue Arbeitswelten, sondern auch neue Sichtweisen, neue Menschen und neue Routinen außerhalb der eigenen Komfortzone kennengelernt.

Diese persönlichen Erfahrungsberichte zeigen sehr eindrucksvoll, was Mobilität im Rahmen von Erasmus+ für junge Menschen bedeuten kann: Selbstständigkeit, Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten – und das Gefühl, Europa kann man wirklich leben. Wir freuen uns sehr, diese individuellen Eindrücke hier teilen zu dürfen!

"Mein Praktikum habe ich in einer Grundschule in Frankreich gemacht. Meine Austauschpartnerin war bereits im Februar bei mir und ist auch mit mir in die Schule gegangen. Ich war jetzt bei ihr.

Sie wohnt eine Stunde von Paris entfernt, dort bin ich dann mit ihrem Vater zur Schule gegangen. Anfangs hatte ich noch Schwierigkeiten mich zu verständigen, da ich lange kein Französisch mehr gesprochen hatte, aber am Ende der Woche ging es eigentlich ganz gut.


In der Schule habe ich den Kindern dann bei den Schulaufgaben geholfen. Im Französischunterricht war es ziemlich schwer für mich den Kindern zu helfen, da mir einige Vokabeln, aber auch die dazugehörige Grammatik gefehlt hat. Bei Mathe, Englisch und den anderen Fächern hat es aber ganz gut funktioniert.


Die Kinder waren nett und haben auch verstanden, dass ich nicht perfekt französisch spreche. Das eine Mal habe ich das Mädchen nicht verstanden, da hat sie es auf englisch probiert. Sie hat nur wenig Worte hinbekommen, aber fand ich es süß, dass sie es probiert hat.


Was mich besonders gewundert hat, ist, dass der Unterricht in der Grundschule, bei der ich war, bis um 16:30 Uhr ging. Dafür haben die Kinder jeden Mittwoch schulfrei.


Wenn meine Austauschparterin dann auch Schulschluss hatte haben wir manchmal noch was zusammen gemacht."

"Mein zwei wöchiges Praktikum habe ich in einem Tourismus-Büro in Cherbourg, Frankreich absolviert. Hierbei habe ich die meiste Zeit lokalen Personen aus Cherbourg, aber auch Touristen, die angereist sind, geholfen und separat die Herkunft in ein Programm eingetragen.

Meistens wurde nach möglichen Aktivitäten in der Stadt oder Monumenten gefragt, aber auch in anderen Regionen in Cotentin. Das Büro hat dafür viele verschiedene kostenlose Broschüren in den Sprachen Französisch, Englisch und Deutsch, sodass meine Deutschkenntnisse zudem sehr hilfreich waren. Diese habe ich auf Nachfrage ausgeteilt und vor allem Englisch oder Deutsch sprechenden Touristen weiter geholfen und über die Stadt informiert, wobei ich mich auch bei nicht zu speziellen Fragen auf Französisch verständigen konnte und gegebenenfalls die Unterstützung meiner Kollegen hatte. Auf Französisch konnte ich viele neue Redewendungen lernen, die man im Unterricht nicht lernt.

Den Verkauf von lokalen Produkten und Souvenirs habe ich an der Kasse unterstützt, aber auch die Auffüllung der Regale. Als ich mich mit den Kollegen unterhalten hatte, kamen wir auch darauf, dass deutsche Touristen angeblich immer die Tür vom Büro offen lassen, wenn sie hereinkommen. Zu meiner Überraschung traf dieses Klischee tatsächlich zu.

Besonders nehme ich mit, dass die Arbeit in einem Tourismusbüro sehr saisonal bedingt, aber dennoch sehr abwechslungsreich ist, auf Grund unterschiedlicher Wünschen der Touristen/ Kunden."

"Die Ankunft in Schlierbach verlief im Stil eines milden pädagogischen Realismus: Ich fuhr eine Station zu weit und landete an einem Nachbarpunkt der Karte. Glücklicherweise betrug die Entfernung weniger als zehn Kilometer, sodass man mich wenige Minuten später mit dem Auto abholte und direkt zum Ziel brachte. Die Gemeinde ist klein, und sich dort zu verirren gelingt höchstens aus akademischer Neugier oder nach einem allzu tiefen Ausflug in die umliegenden Wälder.

Der schulische Alltag war mit beinahe mathemischer Präzision organisiert. Der Unterrichtsbeginn um 7:54 wirkte wie ein dezenter Angriff auf zirkadiane Rhythmen und die strenge 8:00, während das Unterrichtsende um 15:26 eine feine Sympathie für strukturierten Zeitchaos verriet. Immerhin wird die Belastung so verteilt, dass niemand bis in den späten Nachmittag bleiben muss; die Schule schließt bereits um 15:30.

Besonders auffällig waren die 45-minütigen Unterrichtseinheiten: Nach den anderthalbstündigen deutschen Blöcken erschienen sie wie kurze Impulse. Dennoch blieb das Arbeitstempo hoch, und ich gewöhnte mich wider Erwarten an diesen ungewöhnlichen Rhythmus. Besonders hervorzuheben sind die sechs Wochenstunden, die dem selbstständigen Lernen gewidmet sind. Dieses Konzept schien eine durchdachte Möglichkeit zu sein, Schülerinnen und Schülern aller Altersstufen Raum für Erholung und Eigenorganisation zu bieten, anstatt sie in langen Pausen verharren zu lassen.

Die angebotenen Arbeitsgruppen reichten von Schach und Meditation über Elektroniklöten bis hin zum Ausführen von Hunden. Das Angebot erinnerte eher an eine universitäre Wahlfachmesse als an einen klassischen Schulbetrieb. Die Infrastruktur der Schule erzeugte einen beeindruckenden Kontrast, der sich problemlos in kulturwissenschaftliche Lehrbücher einfügen ließe.

Der Komplex besteht aus zwei Teilen: einem historischen Klostergebäude und einem modernen Neubau, der beinahe wie ein sorgfältig poliertes Fragment der Zukunft wirkt. Der Übergang zwischen beiden Bereichen fühlte sich an wie ein kurzer Zeitsprung zwischen stiller Vergangenheit und präzise konstruiertem Morgen. Insgesamt erwies sich die Zeit in Österreich als intensiv und anspruchsvoll. Fünfminütige Pausen ließen kaum Raum zum Atemholen, und die Architektur des alten Schultrakts machte das pünktliche Auffinden des Unterrichtsraums zu einer kleinen Navigationsprüfung. Die Platzierung von Klassen wie 8B neben 2A ignorierte jede intuitive Logik. Bis man den richtigen Raum auf dem Plan gefunden hat, vergehen schnell zwei Minuten.

Das Schulsystem verband Disziplin, Raum für Selbstständigkeit, ausgezeichnete Ausstattung und einen bemerkenswert hohen Anteil an Theologie, der für jemanden ohne entsprechende Vorerfahrung so ungewohnt wirkte wie bei uns politische Debatten."